Frauen* bilden Freiburg

Frauen* bilden Freiburg

Frauen* bilden Freiburg: Auftaktveranstaltung 13. Oktober 2020, 18:00 – 20:00 Uhr, PH Freiburg

Was in Bezug auf Gleichstellung von Frauen und Männern und Geschlechtergerechtigkeit an den Hochschulen in Freiburg erreicht wurde und welche Strategien zur Umsetzung von Chancengleichheit sich als wirksam erwiesen haben, diskutierten Rektoratsmitglieder der Freiburger Hochschulen auf der Auftaktveranstaltung Frauen* bilden Freiburg am Dienstag, 13. Oktober 2020. 

Foto: Sebastian Hartung

Prof. Dr. Gabriele Sobiech, Gleichstellungsbeauftragte der Pädagogischen Hochschule und Leiterin des Projekts Frauen* bilden Freiburg eröffnete den Abend mit einer Einführung, dass die Geschichte der Stadt Freiburg auch maßgeblich durch die Frauengeschichte geprägt worden sei. Daher weise auch der Titel der Veranstaltungsreihe Frauen* bilden Freiburg explizit auf das Wirken von Frauen hin, die sich seit dem 19. Jahrhundert Zugang zu Bildung und zu Universitäten erkämpften. Mit dem Studium errangen Frauen die eigene Emanzipation und sie prägten auch die Stadtgeschichte als Studentinnen und in vielen akademischen Professionen als Lehrerinnen, Ärztinnen und Professorinnen. Mit der Veranstaltungsreihe, die ursprünglich im Juni 2020 im Rahmen des anlässlich des 900-jährigen Stadtjubiläums beginnen sollte und von der Stadt Freiburg gefördert wird, werden verschiedene Facetten des Wirkens von Frauen in Freiburg nachgezeichnet. Allerdings mussten aufgrund der Corona-Pandemie mehrere Veranstaltungen in digitale Formate umgewandelt werden. So entstanden drei Teilprojekte, die nun Wissenschaftlerinnen* wirken in Freiburg benannt wurden. Eines dieser Projekte sind Videoportraits von Wissenschaftlerinnen der Universität Freiburg, die in Kooperation mit dem Medienzentrum der Universität realisiert werden konnten. In den maximal zehn minütigen Portraits berichten Wissenschaftlerinnen über ihren wissenschaftlichen Werdegang, ihre Forschung und was sie mit Freiburg verbindet. In einem zweiten Teilprojekt kommen Wissenschaftlerinnen der PH Freiburg zu Wort, die sich in der Ausbildung pädagogischer Lehr- und Fachkräfte engagieren. Dieses Projekt mündete in Podcasts. Das dritte Teilprojekt, ebenfalls von der PH Freiburg initiiert, stellt eine Hörshow als Radiobeitrag über Hürden und Privilegien im Bildungssystem dar. 

Dr. Regina Herzog, Gleichstellungsbeauftragte der Universität mit Universitätsklinikum begrüßte die Anwesenden mit dem Hinweis, dass diese Veranstaltung ein Novum sei, da erstmalig die Gleichstellungsbeauftragten von vier Freiburger Hochschulen gemeinsam mit den Unabhängigen Frauen Freiburg (UFF) und der Stadt Freiburg auftreten würden. Sie verwies darauf, dass die Corona-Pandemie wie durch ein Brennglas gezeigt habe, wo nach wie vor Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern an den Hochschulen bestehen würden. Dies sei vor allem in der Zeit der Schließung von Kitas und Schulen offensichtlich geworden, in der viele Frauen Erwerbstätigkeit, Lehre und Forschung und bspw. die Kinderbetreuung bewältigen mussten. Schon jetzt zeichne sich ab, dass Wissenschaftlerinnen im Frühjahr 2020 deutlich weniger publiziert hätten, als vor dem Lockdown.

Foto: Katja Limbächer

Prof. Dr. Beate Rosenzweig, Universität Freiburg und Studienhaus Wiesneck, führte anschließend in die Podiumsdiskussion mit den Worten ein, dass diese gerade zum richtigen Zeitpunkt käme, da es sowohl anlässlich des Stadtjubiläums als auch durch die Corona-Pandemie ein guter Zeitpunkt sei, eine Bilanz zu ziehen und nach der Wirksamkeit von Gleichstellungsmaßnahmen zu fragen. Auf dem Podium diskutierten Prof. Dr. Gisela Riescher, Prorektorin für Redlichkeit, Gleichstellung und Vielfalt an der Universität Freiburg, Prof. Dr. Ulrich Druwe, Rektor der PH Freiburg, Prof. Dr. Claudia Spahn, Prorektorin an der Hochschule für Musik, Prof. Dr. Ursula Immenschuh, Gleichstellungsbeauftragte der Katholischen Hochschule und Regina Gensler, Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf der Stadt Freiburg. 

In der Diskussion wurde deutlich, dass es in Bezug auf Gleichstellung an den vertretenen Hochschulen ähnliche Herausforderungen gibt, wie z. B. Frauen für das Amt der Dekanin oder Prorektorin zu gewinnen, jede Hochschule aber auch eigene spezifische Fragen hat. So führte Herr Druwe, aus, dass es für die PH eher schwierig sei, Männer für den Studiengang Grundschullehramt zu gewinnen, der zu mehr als 90 Prozent von Frauen gewählt wird. An der Universität besteht die Schwierigkeit darin, Wissenschaftlerinnen nicht nur zu rekrutieren, sondern diese auch zu halten und somit nachhaltig den Frauenanteil unter den Professuren zu steigern, so Frau Riescher. Frau Spahn, Hochschule für Musik, berichtete, dass sich in der Musik auch erst langsam geschlechtsspezifisch konnotierte Fächer bzw. Instrumente aufzulösen begännen und erinnerte daran, dass vor einigen Jahres es noch undenkbar gewesen wäre, dass eine Frau die 1. Klarinette bei den Philharmonikern besetzt. Auch an der Hochschule für Musik gilt es, Frauen für Professuren zu gewinnen. Die Katholische Hochschule verstehe sich vor allem als eine Einrichtung, die Multiplikator*innen ausbilde, die in der Kirche aber auch in der Gesellschaft in pädagogischen und Gesundheitsberufen tätig seien, so Frau Immenschuh. Deshalb sei ihr als Gleichstellungsbeauftragte insbesondere eine geschlechtergerechte Sprache an der Hochschule ein Anliegen. Frau Gensler, Kontaktstelle Frau und Beruf, hob hervor, dass heute so viele Frauen wie nie zuvor erwerbstätig seien, allerdings sei der Anteil an weiblichen Teilzeitbeschäftigten enorm gestiegen mit allen nachteiligen Konsequenzen. Frauen in Führungspositionen in der Wirtschaft seien immer noch deutlich in der Minderzahl, ohne eine Quote, so Frau Gensler, hätte sich nichts bewegt.

Während in manchen Punkten in der Diskussion auf dem Podium Einigkeit herrschte, z. B. darin, dass es gezielter Programme und mehr finanzieller Ressourcen bedürfe, um Frauen an verschiedenen Karrierestationen zu fördern insbesondere nach der Promotion, der sog, Postdoc-Phase, gab es auch unterschiedliche Einschätzungen, warum sich nach wie vor junge Frauen und Männer in der Studienfachwahl an traditionellen Berufsbildern, wie bspw. Mädchen wählen Care-Berufe, Jungen Elektrotechnik. Als Lösungsstrategien wurden gendersensibles wording bei der Benennung von Studiengängen und die Bedeutung von Frauen als Role Models in den Fakultäten und in Führungspositionen genannt. Einig waren sich auch wiederum alle darin, dass die Hochschulen nicht unabhängig von der Gesellschaft agieren und der Wissenstransfer wissenschaftlicher Erkenntnisse z. B. zur Bedeutung und Wirksamkeit von Geschlechterstereotypen sowohl für das Bildungssystem als auch für städtische Einrichtungen wie die Kontaktstelle Frau und Beruf für eine zukünftige geschlechtergerechte Hochschule und ein geschlechtergerechtes Arbeitsleben unabdingbar seien.

Abgerundet und feierlich umrahmt wurde der Abend mit dem Bläser*innen-Ensemble Tubæ Quartett unter der Leitung von Sophia Kälber, Hochschule für Musik. Als Zwischeneinlage gab es eine Sprechperformance von Tanja Gläser und Johanna Toivanen unter Leitung von Franziska Trischler, Pädagogische Hochschule. Im Anschluss an die Diskussion wurden die Videoportraits von Wissenschaftlerinnen an der Universität gezeigt. 

Wir danken Alumni Freiburg e. V. für die freundliche Unterstützung, mit der die Videoportraits von den Wissenschaftlerinnen der Universität ermöglicht wurden!

Informationen zu weiteren Präsenz-Veranstaltungen in der kommenden Woche (Vortrag, Konzert und Film) und in Kürze auch die Videoportraits und Podcasts gibt es hier:

https://www.ph-freiburg.de/hochschule/organe/stabsstelle-gleichstellung-akademische-personalentwicklung-und-familienfoerderung/frauen-bilden-freiburg.html

Veranstaltungskalender

13.10.2020 Podiumsdiskussion und Videoportraits

Auftaktveranstaltung und Wissenschaftlerinnen* wirken in Freiburg – Teil 1, 18:00 – 20:00 Uhr, Pädagogischen Hochschule, KG 5 Raum 103

15.10.2020 Vortrag

Aufbruch, Mut und Durchhaltekraft – Das Eindringen jüdischer Studentinnen in die Männerbastion Wissenschaft

18:00 – 20:00 Uhr, Pädagogischen Hochschule Freiburg, Mensa 3/-202

18.10.2020 und 23.10.2020 Film

Komponistinnen eine filmische und musikalische Spurensuche

19:30 Uhr, Kommunales Kino Urachstr. 40

19.10.2020 Radiobeitrag

Wissenschaftlerinnen* wirken in Freiburg – Teil 2 PH Freiburg

10 – 11 Uhr PH-Radio auf 88,4 Mhz

21.10.2020 Podiumsdiskussion

It’s a man’s world?! Politische Teilhabe von Frauen in der Kommunalpolitik

19:00 – 21:00 Uhr, Pädagogischen Hochschule Freiburg, Aula

21.10.2020und 23.10.2020 Radiobeitrag 

Wissenschaftlerinnen* wirken in Freiburg – Teil 3 – “…und wie viele Schritte gehst DU?” – eine Hörshow über Hürden und Privilegien im Bildungssystem

20:00 – 21:00 Uhr, Radio Dreyeckland auf 102,3 Mhz

22.10.2020 Konzert

Nachgeben aber werd‘ ich nicht… Wege von Komponistinnen zwischen dem 17. Jh. und heute, 20:00 – 22:00 Uhr, Friedenskirche Hirzbergstraße 1