Exkursion der Klassischen Archäologie und des Seminars für Alte Geschichte in die Türkei - Ionien im langen Hellenismus

Exkursion der Klassischen Archäologie und des Seminars für Alte Geschichte in die Türkei – Ionien im langen Hellenismus

Einführendes historisches Referat zum Thema Wohnkultur in Priene

Vom 08.-17.09.2023 unternahmen das Institut für Klassische Archäologie und das Seminar für Alte Geschichte der Universität Freiburg eine Exkursion in die Türkei. Geographisch lag der Schwerpunkt auf der antiken Region Ionien an der Westküste, während die Epoche des „langen hellenistischen Zeitalters“ in zeitlicher Hinsicht im Fokus stand. Dabei handelt es sich um eine Periodisierung, die vor Kurzem vom Althistoriker A. Chaniotis vorgeschlagen wurde, um Kontinuitäten zwischen den Eroberungszügen Alexanders des Großen und der Zeit des Kaisers Hadrian zu betonen (ca. 336 v. Chr. bis 138 n. Chr.). Die Exkursion versuchte zudem, einen interdisziplinären Austausch anzuregen, indem einzelne Besichtigungen sowohl von historischen als auch archäologischen Referaten flankiert wurden.

Besprechung des Theaters von Ephesos

Um die Entwicklungen im gewählten Zeitraum besser verstehen zu können, begann die Exkursion im antiken Priene. Die Stadt wurde in der 2. Hälfte des 4. Jhd. v. Chr. neu angelegt und danach nur wenig verändert, sodass der Ort interessante Einblicke zum Beginn des Untersuchungszeitraumes bot. Ein Kontrastpunkt dazu bildete am folgenden Tag die Besichtigung von Ephesos. Obwohl die Stadt in einem ähnlichen Zeitraum neu angelegt wurde, stammen die heute sichtbaren Befunde vor allem aus der römischen Kaiserzeit. Durch den Vergleich beider Stätten erschlossen sich neue Erkenntnisse über städtische Entwicklungen, wie z.B. zum unterschiedlichen Umgang mit Theatern sowie städtischen Ratsgebäuden.

Doch nicht nur Städte, sondern auch außerstädtische Heiligtümer wurden besichtigt. So waren das Artemision von Ephesos sowie die Orakelheiligtümer von Klaros und Didyma am vierten und fünften Tag Ziele der Exkursion. Hier fielen insbesondere die langen Bauzeiten auf, sodass an diesen Tempeln während unseres gesamten Untersuchungszeitraums gebaut wurde.

Gruppenfoto im inneren des Heiligtums von Didyma

Daneben bestand ein Ziel darin, den Studierenden Einblicke in die moderne internationale Arbeitspraxis vor Ort zu bieten. Daher wurden ebenfalls am fünften Exkursionstag in Milet mehrere aktuelle Projekte von deutschen und französischen Teams besichtigt. Darüber hinaus wurde die Gruppe am siebten Tag vom türkischen Ausgrabungsleiter Prof. Dr. Kadıoğlu durch die Grabungen im antiken Teos geführt. Bei der Besichtigung von Magnesia am Mäander sowie des zentralen Museums der Provinz Aydin lag der Schwerpunkt dagegen stärker auf der städtischen Entwicklung sowie der Beschreibung und Deutung einzelner Objekte.

Präsentation aktueller Arbeiten zu den Inschriften von Milet durch Prof. Dr. Harter-Uibopuu

Um das Thema der Exkursion in einen größeren geographischen Rahmen einzubetten, widmeten sich die letzten beiden inhaltlichen Exkursionstage den antiken Städten Aigai und Pergamon. Letztere war als Residenzstadt der attalidischen Könige im Hellenismus ein bedeutendes Zentrum, das seinen Einfluss vor allem im 2. Jhd. v. Chr. auch über die teilweise mehr als 150 km entfernten ionischen Städte ausübte. Die kleine Stadt Aigai lag dagegen in unmittelbarer Nähe Pergamons, was sich vor allem in einer ähnlichen architektonischen Gestaltung einiger Gebäude des Ortes niederschlug. Der Besuch beider im Inland liegender Orte eröffnete zudem spannende Vergleichsmöglichkeiten zu den stark küstenorientierten ionischen Städten. Daneben wurde auch hier das deutsche Grabungshaus sowie die dortige Fundbearbeitung besichtigt.

Diskussion der Bauphasen des Gymnasions von Pergamon

Insgesamt war die Exkursion durch das vielfältige Programm facettenreich gestaltet, was es den Studierenden ermöglichte, sich im Laufe der Exkursion immer mehr Anknüpfungspunkte für eigene Beobachtungen zu erschließen. Die großzügigen Vorstellungen aktueller Projekte führten zudem deutlich die Methodenvielfalt vor Augen, mit der archäologisch-historische Erkenntnisse gewonnen werden können. Zudem gelang der interdisziplinäre Austausch durch die Besprechung der vor Ort vorhandenen Architekturen sowie Inschriften sehr gut, sodass sowohl die Studierenden beider Fachrichtungen ihr Wissen miteinander vernetzen konnten.