Alumna Dr. Gundula Bavendamm präsentiert das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Alumna Dr. Gundula Bavendamm präsentiert das Dokumentationszentrum – Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Brücken der Erinnerung
Alumna Dr. Gundula Bavendamm präsentiert das Dokumentationszentrum Flucht, Vertreibung, Versöhnung

Dr. Gundula Bavendamm erklärt die Dauerausstellung

Dr. Gundula Bavendamm erklärt die Dauerausstellung

„Wir haben unser Haus konzipiert, um Brücken in die Vergangenheit und in die Gegenwart zu bauen.“ Historikerin Gundula Bavendamm empfängt den Alumni-Club
Berlin-Brandenburg im Foyer des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Die Direktorin der gleichnamigen Bundesstiftung präsentiert ihren Arbeitsplatz, der ihr in der Vergangenheit so manche Gratwanderung abverlangte. „Zum Thema kam ich über den Ersten Weltkrieg damals durch meinen Doktorvater in Freiburg – Gerd Krumeich“, erklärt sie. „Als Leiterin des AlliiertenMuseums in Berlin hatte ich Erfahrung in der Vermittlung von Geschichte“, berichtet die promovierte Historikerin. Sie habe sich gefreut, als die damalige Kulturstaatsministerin Monika Grütters ihr die Leitung des Zentrums anbot.

Der Raum der Stille zu Beginn des Rundgangs

Der Raum der Stille zu Beginn des Rundgangs

„Auf 5.000 Quadratmetern sind Ausstellungen, eine Bibliothek, ein Archiv und ein Raum der Stille untergebracht“, beginnt Gundula Bavendamm den exklusiven Rundgang für den Alumni-Club Berlin-Brandenburg. „Trotz aller Konflikte im Vorfeld ist es gelungen, die historischen Kontexte
angemessen darzustellen und zu gewichten“, berichtet Alumna Bavendamm. In der ersten Etage
befindet sich das Herzstück des Zentrums – die Ständige Ausstellung. „Hier steht Zwangsmigration im europäischen und auch internationalen Kontext im Fokus“, so die Historikerin. „Nicht chronologisch erzählt, sondern anhand von Themeninseln und Diskursen wie am Beispiel des Konzepts des ethnisch homogenen Nationalstaats. Also dieser Idee“, erläutert Gundula Bavendamm, „dass auf einem Staatsgebiet ein kulturell möglichst einheitliches Staatsvolk lebt.“ Und alle Menschen, die dieses Bild störten, insbesondere Minderheiten, seien über Jahre, Jahrzehnte diskriminiert oder verfolgt worden. Krieg oder bewaffnete Konflikte führten dann oftmals zur Vertreibung gerade dieser Bevölkerungsgruppen.

Neben Audio-Stationen, in denen Menschen eindringlich von ihren Schicksalen und Fluchtwegen erzählen, sind in den Vitrinen Gegenstände ausgestellt, die den Alltag und die Entbehrungen der Menschen vermitteln. „Wir sehen einen Fellmantel, in den ein kleiner Junge im Winter 1945 von seinen Eltern eingehüllt wurde, um die wochenlange Flucht über die Ostsee zu überstehen“, erläutert die Direktorin. Er hat tatsächlich überlebt und diesen Mantel bis ins hohe Alter aufbewahrt, „bis er sich dazu entschloss, ihn der Sammlung des Dokumentationszentrums zu schenken.“

 

Infoboxen und Vitrinen mit Erinnungsstücken in der Ausstellung

 

Über eine Wendeltreppe geht es zum zweiten Teil der Ausstellung. „Während man unten frei wählen kann, welche Themeninsel interessiert, ist der Weg hier durch die Ausstellungsarchitektur vorgegeben“, sagt Gundula Bavendamm. „Es geht in die nationalsozialistische Zeit zur Vernichtung der europäischen Juden; zum Zweiten Weltkrieg, den Deutschland begonnen hat; über den Holocaust zur Planung der Alliierten für die Vertreibung der Deutschen. Dann kommen wir in die Kapitel wie Flucht, die großen Vertreibungswellen und auch noch die Integrationsgeschicht nach 1945 “ – fasst die Historikerin zusammen.

Dr. Gundula Bavendamm beantwortet Fragen der Alumni

Bavendamm ist es gelungen, das Dokumentationszentrum weitgehend geräuschlos aufzubauen und zu eröffnen. Auch beweist die Historikerin immer wieder Rückgrat, wenn sie sich stürmischen Debatten stellt. „Wir haben ein ausgewogenes, differenziertes Konzept, das einen überzeugenden Kurs der Mitte anbietet, in dem sich sehr viele wiederfinden können.“ Mit Veranstaltungen und Diskursen soll dieser Erinnerungsort zudem weiter entwickelt werden – auch mit Blick auf heutige Konflikte um Flucht und Vertreibung. „Möglicherweise hängt hier schon bald eine Tafel über den Krieg in der Ukraine, vor dem in den letzten Monaten so viele auch nach Deutschland geflohen sind“, kündigt Bavendamm an.

Text u. Fotos: Dr. Silke Engel

Link zur Austellung – Flucht, Vertreibung, Versöhnung